Zinsentwicklung der Wohnungsbaukredite in Österreich
Jänner 2022: Mit 1,18 Prozent p.a. hat der durchschnittliche Zins für Wohnungsbaukredite in Österreich die Talsohle erreicht. Seither geht es kontinuierlich bergauf. Der Zinssatz hat sich nahezu vervierfacht und verharrt seit Monaten auf hohem Niveau. Ein Problem, vor dem alle in Europa stehen. Das bereitet in Deutschland insbesondere jenen Sorgen, die eine günstige Immobilienfinanzierung abgeschlossen hatten und jetzt eine Anschlussfinanzierung benötigen. Doch auch für alle angehenden Eigenheimbesitzer ist die Lage nicht rosig – aber auch nicht aussichtslos.
Statistik Österreichische Nationalbank
Die Statistik der Österreichischen Nationalbank zeigt das ganze Dilemma in einer simplen Kurve. Blickt man bis Jänner 2016 zurück, lagen die Zinsen für Wohnungsbaukredite im Schnitt noch knapp über zwei Prozentpunkten. Danach tauchten sie ab: unter die magische Linie von zwei Prozent. Für alle, die günstig ein Eigenheim finanzieren wollten, optimal. Und es wurde noch besser. Denn von zwei ging es rasch runter auf unter 1,5 Prozent. Das war im Oktober 2019. Diese Abwärtsbewegung endete abrupt. Binnen zehn Monaten verdoppelte sich der durchschnittliche Zins.
Immobilienkredit Vergleich im Dezember 2024 in Österreich
Bauzinsen in Österreich
Veränderung gegenüber Vor- und Vorjahresmonat
Die Situation in Deutschland
Deutschen Kreditnehmern erging es nicht besser. Im Jänner 2016 standen 1,595 Prozent p.a. zu Buche, im März 2020 1,163 Prozent und im Oktober 2022 schließlich 3,4582 Prozent im Jahr. Auch hier schwanken die Werte aktuell zwischen drei und vier Prozent. Behält man die Perspektive der vergangenen zehn Jahre bei, darf man von hohen Zinsen sprechen. Erweitert man das Blickfeld auf 20 Jahre, halten sich die Zinsen für Wohnungsbaukredite auf einem passablen Niveau. Denn: Zur Jahrtausendwende waren bei einer zehnjährigen Zinsbindung noch 6,4 Prozent p.a. fällig, 2009 rund 4,4 Prozent – danach sanken die Zinsen auf den historisch niedrigen Stand.
Bauzinsen in Deutschland
Das Auf und Ab am Zinsmarkt
Dass die Zinsen jetzt auf allen Ebenen wieder anziehen, ob bei der Geldanlage wie dem Tagesgeld oder der Baufinanzierung, entspricht der typischen Wellenbewegung des Marktes. Ein derart starker Ausschlag nach oben, wie seit dem Jahr 2022 zu beobachten, ist allerdings ein ungewohnt harter Schnitt.
Nominalzinsen auf Spareinlagen in Österreich
Kampf gegen die Inflation
Eingeleitet wurde der Zinstrend von der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie entscheidet zwar nicht über die Zinsen bei Wohnungsbaukrediten in Österreich oder Deutschland. Dafür hat sie die Hand am Hebel, wenn es um den Leitzins geht. Er stellt das wichtigste Instrument der EZB im Kampf gegen die Inflation dar. Und da die Verbraucherpreise durch den Krieg in der Ukraine massiv gestiegen sind, musste mit höheren Zinsen entgegengewirkt werden. In mehreren kleinen Schritten stieg der Leitzins aus dem negativen Bereich auf 4,5 Prozent – mit den bekannten Auswirkungen für den Kreditmarkt.
Inflationsrate in Österreich
Realzinsen auf Spareinlagen in Österreich
Experten rechnen mit Zinsrückgang
Ob Wohnungsbaukredite in Zukunft günstiger werden, hängt also weitgehend davon ab, ob und wann die Europäische Zentralbank zinstechnisch wieder den Rückwärtsgang einlegt. Experten rechnen damit, dass die ersten Schritte in diese Richtung in den USA vollzogen werden und die dortige Zentralbank FED (Federal Reserve System) in mehreren Etappen die Zinsen senkt. Der Euroraum folgt etwas später. Aber: Aufgrund der nach wie vor hohen Inflation sind Prognosen zur Zinsentwicklung eher schwierig. Für den Markt der Immobilienkredite lauten die meisten Vorhersagen auf einen Zinskorridor zwischen drei und vier Prozent – sind jedoch mit vielen Fragezeichen versehen.
Das Dilemma für Kreditnehmer
Probleme bereiten die hohen Zinsen allen, die derzeit noch von den alten, günstigen Konditionen profitieren und bei anschließenden Finanzierungen dann den Zinshammer zu spüren bekommen. Die finanzielle Last wird dadurch deutlich höher.
Nichts übers Knie brechen
Doch auch jeder, der aktuell mit dem Gedanken spielt, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, wird von den hohen Zinsen mitunter abgeschreckt. Der wichtigste Expertenrat: Nichts übers Knie brechen. Wer nicht zwingend bauen oder kaufen muss oder das absolute Traumobjekt gefunden hat, sollte ein wenig warten, bis sich die Lage weiter entspannt.
Solide kalkulieren
Entscheidend aber ist, solide zu kalkulieren. Eine Immobilienfinanzierung stellt eine langfristige Verpflichtung dar. Die Frage, was kann ich mir leisten, muss jeder für sich und vor allen Dingen ehrlich beantworten. Dass in Zeiten von Niedrigzinsen mehr Luft nach oben war, steht außer Frage. Doch die steigende Zinsentwicklung der Wohnungsbaukredite in Österreich muss nicht automatisch das Aus für den Traum vom Eigenheim bedeuten.
Bei der Planung gehören alle Zahlen auf den Tisch, vom Eigenkapital über das Gehalt bis hin zur möglichen Eigenleistung. Darauf aufbauend kann man rechnen. Ist man überdies zeitlich flexibel und kann mit dem Start ins Abenteuer Eigenheim noch ein paar Monate warten, verschafft man sich – ausgehenden von sinkenden Zinsen – noch Luft nach oben. Das größte Sparpotenzial birgt dabei nach wie vor der Kreditvergleich.
Tipps zur Immobilienfinanzierung
Wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln, lässt sich nur leider kaum vorhersagen. Daher an dieser Stelle ein paar generelle Tipps zur Immobilienfinanzierung.
Fixzinsphase nutzen
Häuslebauer, die Planungssicherheit wünschen, sollten sich für eine möglichst lange Zinsbindung entscheiden. Damit ist man für die nächsten Jahre auf der sicheren Seite und weiß, was man bezahlen muss und wo man am Ende der Laufzeit steht. Bei sehr hohen Zinsen am Kreditmarkt wäre das allerdings eine sehr teure Strategie. Hier muss man dann abwägen zwischen Planungssicherung und Kosten und für sich die goldene Mitte finden. Zu beachten ist außerdem, dass eine längere Fixzinsphase immer etwas mehr kostet.
Zinsrechner als wichtiges Werkzeug
Hilfe bei der Planung versprechen Immobilienkreditrechner. Sie erlauben einen aktuellen Vergleich der Konditionen für unterschiedliche lange Zinsbindungen und zeigen in Euro und Cent, wie variable Zinsen, die entsprechend der Zinsentwicklung für Wohnungsbaukredite in Österreich angepasst werden, und die Fixzinsphasen sich auf die monatliche Rate auswirken. Das macht die Rechner zu wertvollen Werkzeugen, die eine Antwort auf die wichtigste Frage einer Immobilienfinanzierung geben: Kann ich mir das (jetzt) leisten?
Quellen
Diagramme und Daten – Kreditvergleich.net – aktuelle Bauzinsen