Die Sitzung des Zentralbankrat der Europäischen Zentralbank (EZB) am 12. Dezember 2024 bot keinerlei Überraschung. Auch wenn im Vorfeld sehr dezent über eine Absenkung des Leitzinses um 50 Basispunkte spekuliert wurde, hielten die Banker an der von den meisten Experten erwarteten Zinssenkung um 0,25 Prozent fest. Der aktuelle Leitzins liegt damit bei drei Prozent. Die Schweizer Nationalbank (SNB) zeigte sich am selben Tag deutlich experimentierfreudiger. Bei einem Leitzins von nur einem Prozent senkten die Eidgenossen diesen jedoch um 50 Basispunkte auf jetzt 0,5 Prozent.
Immobilienkredit Vergleich im Januar 2025 in Österreich
Konjunktur erfordert Zinssenkung in der EU
Die konjunkturelle Lage in der Europäischen Union rechtfertigt nicht nur die erneute Zinssenkung, sie lässt sie sogar notwendig erscheinen. Gerechtfertigt ist sie vor dem Hintergrund, dass sich die Inflationsrate kontinuierlich auf Kurs in Richtung Zielkorridor von zwei Prozent bewegt. Experten erwarten einen Abschwung von heuer 2,4 Prozent auf 2,1 Prozent im Jahr 2025. Auf der anderen Seite resultiert die Notwendigkeit der Zinssenkung aus der flauen konjunkturellen Situation. Das Wirtschaftswachstum wurde für 2025 von 1,3 Prozent auf 1,1 Prozent nach unten korrigiert.
Der Bereichsleiter Treasury der Sparkasse Oberösterreich, Herwig Krist, sagte gegenüber den OÖNachrichten: “Einerseits befindet sich die Inflation auf dem von der Zentralbank gewünschten Pfad in Richtung des Zielwerts von zwei Prozent, andererseits weist die Wirtschaft deutliche Schwächen auf – vor allem in den wichtigsten Ländern der Eurozone.” Gerade der für unseren nördlichen Nachbarn Deutschland so wichtige Automobilsektor steht gerade Hersteller übergreifend massiv unter Druck. Die Folgen bei VW und Co. dürften auf Jahre hinaus zu spüren sein, kleinere Zulieferer in die Insolvenz gehen.
Möglicherweise tritt noch eine weitere Verschärfung ein, wenn es zum “Handelskrieg” mit den USA kommt, sollte die neue Administration ihre Drohung der massiven Anhebung von Zöllen wahr machen.
Was können Sparer und Kreditnehmer bei den Zinsen 2025 erwarten?
Ein Zinsschritt, wie ihn die SNB am 12. Dezember vollzogen hat, ist auch in 2025 nicht zu erwarten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass im Jänner 2025 die nächste Senkung, erneut um 0,25 Prozent, erfolgen wird. Hält die EZB an ihrer Politik fest, wird im Sommer der konjunkturell neutrale Zinssatz von zwei Prozent erreicht sein. Neutral deswegen, weil sich zwei Prozent nicht inflationsbedingt bremsend auf die Konjunktur auswirken, aber noch zu hoch sind, um als gezieltes Instrument zur Konjunkturbelebung zu gelten, wie es in der Vergangenheit mit den teils negativen Zinsen der Fall war. Ob wir im Dezember allerdings einen Leitzins unterhalb der Zweiprozent-Marke haben werden, bleibt dahin gestellt.
Für Sparer wird es kommen wie immer. Banken werden unter dem Marketingbegriff “marktgerechte attraktive Zinsen” zeitnah die Zinssätze für Einlagen reduzieren. Mit einer weniger zeitnahen Reduzierung ist jedoch bei den Kreditzinsen zu rechnen.
Wir sehen bei den Zinsen für Tagesgelder eine fast zeitgleiche Anpassung an die Zinsentscheidungen der EZB:
Quelle: oenb.at
Anleger sollten sich darauf einstellen, dass sie bei der Suche nach lukrativen Anlagen wieder in eine ähnliche Situation wie zu Zeiten der historisch niedrigen Zinsen kommen. Zinsvergleiche werden wieder zu einer Notwendigkeit, soll die, wenn auch niedrige Inflationsrate, das Ersparte nicht aufessen.
Leitzinssenkung mit Folgen für Hauskredite
Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank sind natürlich auch nicht an den Zinsen für Wohnkredite in Österreich spurlos vorbeigegangen. Allerdings verläuft die Kurve etwas widersprüchlicher als bei den Leit- und Einlagezinsen, wie ein Blick auf das Jahr 2024 zeigt:
Quelle: oenb.at
Erfreulich ist, dass der Zinssatz für Wohnbaukredite in Österreich im Jahr 2024, trotz des kleinen Ausschlags nach oben im Frühjahr, eine sinkende Tendenz aufweist.
Was sollten Immobilienkäufer in Österreich jetzt tun?
Ob an Weihnachten die Wunschimmobilie im übertragenen Sinn noch unter dem Weihnachtsbaum liegen wird, ist fraglich. Wer auf Wohnungssuche ist, wird aber spätestens im Jänner 2025 wieder mit Vollgas an das Thema herangehen – hoffentlich. Falsch wäre es, jetzt abzuwarten und zu hoffen, dass sich die Zinsschritte der EZB auch deutlich auf die Zinsen für Hypothekenkredite in Österreich auswirken.
Schauen wir, wie stark die Zinssenkung in den letzten Monaten ausgefallen ist. Im Juli 2023 betrug der durchschnittliche Hypothekenzins in Österreich 4,17 Prozent. Ausgelöst durch die Leitzinssenkung der EZB betrug er im Oktober 2024 noch 3,67 Prozent, eine Differenz von 0,5 Prozent. Im Juli 2023 notierte der Leitzins bei 3,5 Prozent, im Oktober 2024 waren es noch 3,25 vor der Absenkung auf drei Prozent im Dezember 2024.
Vor dem Hintergrund, dass die Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt möglicherweise stärker ausfallen, als die Zinssenkungen, wäre Abwarten ein völlig kontraproduktives Vorgehen. Wir empfehlen Folgendes:
- Ermittlung des Eigenkapitals unter Berücksichtigung möglicher Arbeitgeber- und Verwandtendarlehen.
- Prüfung infrage kommender Förderprogramme des Bundes oder der Länder. Eine Aufstellung der jeweiligen Angebote findet sich hier.
- Ermittlung des Fremdkapitals auf der Grundlage der tragbaren monatlichen Rate. Mit dem Immobilienkredit-Vergleich ist dies eine Sache von wenigen Minuten.
- Aufteilung des Darlehens in ein Fix-Zins-Darlehen und in ein Darlehen mit variablen Zinsen. Damit sind Flexibilität und Sicherheit gleichermaßen gewährleistet.