Wie schnell die EZB den Leitzins senken sollte
Es war und ist keine Überraschung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins am 5. Juni 2025 um weitere 0,25 Prozent auf dann zwei Prozent senken wird. Das ökonomische Umfeld spricht dafür. Die Inflationsrate bewegt sich im Frühsommer 2025 um die Idealmarke der EZB von zwei Prozent. Für den Zentralbankrat heißt es, die Wirtschaft weiter ankurbeln und eine mögliche Deflation vermeiden. Dies geschieht bekanntermaßen durch eine Verringerung des Leitzinses. Experten gehen davon aus, dass dies nicht die letzte Zinssenkung im Jahr 2025 sein wird. Es stellen sich allerdings zwei elementare Fragen: Wird es heuer noch eine oder zwei Zinssenkungen geben und wann werden diese stattfinden.
Immobilienkredit Vergleich im Juni 2025 in Österreich
Zinssenkung bringt nicht ausschließlich Vorteile
Grundsätzlich gilt, dass die Banken sich bei der EZB nach einer Zinssenkung günstiger Geld leihen können, und dieses dann mit niedrigeren Zinsen als Kredite ausreichen. Eine erhöhte Kreditvergabe führt automatisch zu einer erhöhten Nachfrage, sowohl bei gewerblichen Investitionen, als auch beim Konsum der privaten Haushalte. Da Staubsauger oder Autos quasi unbegrenzt gefertigt werden können, kommt es in der Theorie zu keinem Engpass bei der Nachfrage und damit auch nicht zu wieder steigenden Preisen.
Anders verhält es sich aber im Immobiliensektor. Mittelfristig macht sich eine Leitzinssenkung auch bei den Zinsen für Immobilienkredite bemerkbar. Niedrigere Zinsen erlauben es einer größeren Gruppe von Personen Immobilien zu erwerben oder höherpreisiges Wohneigentum zu erwerben. Im Gegensatz zu Konsumgütern können Immobilien aber nicht beliebig produziert werden. Das heißt, bei höherer Nachfrage und damit einhergehender Verknappung steigen auch die Preise für Häuser und Wohnungen.
Für potenzielle Erwerber haben wir daher eine Handlungsempfehlung zur Kreditberechnung: Kalkulieren Sie die Kosten für die Wunschimmobilie heute mit den aktuellen Zinsen. Stellen Sie diesem Ergebnis eine Berechnung mit zwei Prozent weniger Zinsen, aber einem um fünf Prozent höheren Kaufpreis gegenüber. Vergessen Sie nicht, dass auch die Nebenkosten dann um fünf Prozent steigen und das Eigenkapital entsprechend mindern.
Wann kommt der richtige Zeitpunkt für die nächste Zinssenkung?
Wie schon erwähnt, gibt es zwei Szenarien bezüglich des Leitzinses. Das erste Szenario sieht noch eine Absenkung im Jahr 2025 vor, Termin wäre September. Experten bezweifeln dies allerdings. Wahrscheinlicher sind noch zwei Zinsbeschlüsse. Brancheninsider gehen davon aus, dass der Zinssatz im August auf 1,75 Prozent reduziert wird. Nur wie geht es weiter?
Abwarten verunsichert die Märkte
Eine zu lange Pause bis zur nächsten Senkung würde den Markt dahin gehend verunsichern, dass der Eindruck entstehen könnte, das Tal sei bei 1,75 Prozent erreicht. Kurze Intervalle hingegen schaffen Klarheit. Mit Zinssenkungen im September und November würden die Erwartungen einiger, aber nicht aller Beteiligten erfüllt. Ein längeres Abwarten hätte hinsichtlich der Kommunikation seitens der EZB den Vorteil, dass das Ende der Zinssenkungsphase eingeläutet wird, ohne dass Christine Lagarde dies explizit erwähnen muss.
Große Unsicherheit besteht natürlich durch die US-Amerikanische Zollverwirrpolitik. Theoretisch müsste der Zentralbankrat abwarten, wie sich Trumps Zollchaos auf die Wirtschaft in der EU auswirkt. Hier kommt der Monat Juni als zunächst letzter Zeitpunkt für eine Zinssenkung ins Spiel. Die Sommerpause verschafft den Eurobankern drei Monate Zeit, um ohne Zugzwang die Lage zu beobachten, mögliche Folgen einzuschätzen, um dann zu handeln oder eben keine Änderungen mehr vorzunehmen. Wie das Magazin Finanzmarktwelt berichtet, gehen Analysten davon aus, dass sich die Inflation im Jahr 2025 deutlich verlangsamen wird, dafür aber das Wachstum im Jahr 2026 deutlich schwächer ausfällt.
Was bedeutet die Zinspolitik für den Immobilienerwerb in Österreich?
Wir haben das Szenario bereits ausgemalt, sinkenden Zinsen können durchaus zu steigenden Immobilienpreisen führen. Mit dem Auslaufen der KIM-Verordnung am 30. Juni 2025 verbessert sich für viele Interessenten wieder die Möglichkeit des Immobilienkaufs. Die Restriktionen bei der Hypothekenvergabe werden aufgehoben. Sowohl die Zahl der Bauanträge als auch die Aktivitäten bei Bestandsimmobilien sollten wieder anziehen.
Konkret kann die Empfehlung nur lauten, dass Abwarten wenig Erfolg bescheren wird. Die Immobilienpreise müssten aus bisher nicht konkretisierbaren Gründen in den Keller rauschen, um den Käufern signifikante Vergünstigungen zu bescheren. Wer eine Immobilie kaufen möchte, sollte die Augen aufhalten, und einen Hypothekenvergleich nutzen, um die beste Baufinanzierung zu finden. Wer immer nur abwartet, was aufseiten der Banken passiert, kann nie eine Entscheidung treffen.